Das Denkmal

von Joseph Gary 1907

Die Geschichte des Gluckdenkmals in Weidenwang

Wohl nie hat Weidenwang mehr Menschen gesehen als am 4. Juli 1871, dem Tage der feierlichen Enthüllung des Gluckdenkmals! So hört man heute noch ältere Leute von hier erzählen. Von nah und fern eilten die Gesang- und Musikvereine und die Volksscharen herbei, um Teil zu nehmen an dem hehren Feste. Es dürfte nicht uninteressant sein, näheres über die Entstehung dieses Denkmals zu erfahren und biete ich in folgendem einen Auszug aus der mir vorliegenden Schenkungsurkunde.
Vorauszuschicken ist noch, daß in erster Linie den Bemühungen des damaligen Herrn k. Bezirksamtmannes W. Fischer in Beilngries, zu welchem Bezirke Weidenwang gehört, die Entstehung des Denkmals zu danken ist. Mit einem wahren Bienenfleiß sammelte er den nicht unbeträchtlichen Betrag von 2700 Gulden zur Deckung der Kosten desselben.
Das Monument besteht aus einer Kolossalbüste von Bronze und dem Piedestal mit 2 Pinthen aus rotem Salzburger Marmor; die Büste hat 3½, das Piedestal 7 Fuß höhe, das ganze Monument also ist 10½ Fuß hoch.
Die Büste ist von dem k. Professor Herrn Knoll in München modelliert und bei Lenz & Herold in Nürnberg in Erz gegossen worden, das Piedestal ist von dem k. Bezirks-Ingenieur Herrn Dollman in München entworfen und von dem Steinmetzmeister Hauser in München ausgeführt worden.
Zur Aufbringung der Mittel haben vor allem der König von Bayern einen Beitrag von 400fl. geleistet, sodann der Deutsche Kaiser und König von Preußen 175fl., der Kaiser von Österreich 100fl., der König von Würtenberg 100fl., der Großherzog von Hessen 100fl., der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin 87fl. 30kr., der König von Sachsen 52fl. 30kr., überhaupt also die deutschen Fürsten 1015 fl. beigetragen.
Von Vereinen /fast sämtlichen musikalischen Vereinen) gingen ein 291fl. 24kr., von dieser Summe fällt auf die dem Bezirksamte Beilngries angehörigen Vereine 119fl. 34kr., auf die auswärtigen 471fl. 50kr.. Die größten Beiträge gingen ein von der Gesellschaft zur Beförderung der Tonkunst in Amsterdamm 50fl., von der Gesellschaft Felix meritisdaselbst 50fl., vom akademischen Gesangsverein in Erlangen 50fl., vom Gesangsverein in Berching 33fl. 30kr., von der Eichstätter Liedertafel 25fl. 45kr., von der Münchner Sängergenossenschaft 25fl., von der Gesellschaft „Musikverein“ in Regensburg 25fl., von den Gesellschaften Eintracht und Singgesellschaft in Hersbruck 25fl., vom Deutschen Liederkranz in Paris 23fl., 20kr., von der Harmonie in Greding 22fl., vom Gesangverein Neumarkt i. O. 22fl. Sonstige auswärtige Freunde der Sachehaben beigetragen 377fl. 36kr., darunter Herr Kaufmann Karl Hofstetter in Amberg 61fl. 39kr., Herr Generalkonsul Theodor Lürmann in Bremen 43fl. 45kr., Herr Kaufmann Theodor Rümmelein in Regensburg 32fl. und Herr Konsul Schätzlerin Amsterdam 25fl. gesammelte Gelder, ferner Herr Baron Rothschild in Paris 46fl. 40kr., Herr Konsul Schwab in Paris 40fl, 20kr., ferner Herr Kaufman J. Fuchs in Nürnberg 50fl.
Der Beilngrieser Bezirksamts-Bezirk hat einen Gesamtbetrag von 912 fl. 57kr. geliefert.

Das Geburtshaus Glucks ist ein einstöckiges Gebäude am südlichen Ende des Dorfes; es unterscheidet sich in keiner Weise von der Bauart der übrigen Häuser. Die Inschrift der angebrachten Gedenktafel lautet:

In diesem Hause wurde
der Tondichter
Christoph Ritter von Gluck
den 4. Juli 1714 geboren.

Der gegenwärtige Besitzer dieses Hauses ist Ökonom Herr Joseph Breinl. Der mir durch Hochw. Herrn Pfarrer M. Romstöck von hier freundlichst überlassene Auszug aus dem hiesigen Taufbuche über Gluck lautet in deutscher Übersetzung: Den 4. Juli 1714 wurde von Pfarrer Simon Pabst zu Weidenwang getauft:
Christoph Willibald,
Sohn des Jägers Alexander Gluck und seiner Ehefrau Walburga. Pate war Christoph Fleischman, Wirt von Weidenwang.